Auch wenn die Tage bereits wieder länger werden, trübe und kalt und vor allem grau ist es Ende Januar in Köln allemal. Doch kaum betritt man die große Halle des Museums für Angewandte Kunst um die Ecke vom Kölner Dom, da fühlt man sich in eine andere Welt versetzt.

Die gesamte Südwand der Halle füllt ein riesiges Stadtportrait von Istanbul aus, in freundlich-südlichen Sommerfarben. Viele der halbhohen Trennwände sind in warmen Rot- und Brauntönen gehalten, das Licht ist hell und freundlich.

Die Schülerinnen der Hauptschule Tiefentalstraße in Köln-Mülheim haben bisher in ihrer Praxisstation Textil gerade einmal die Grundkenntnisse erworben. Sie können mit einer Nähmaschine umgehen und kennen die Fachausdrücke. Ausgefallene Mode einmal aus der Nähe zu betrachten, hatte die Gewandmeisterin, die die Praxisstation leitet, als interessante Anregung für ihre Gruppe gesehen.

Sehr aufmerksam verfolgten die Schülerinnen die spannenden Ausführungen, die eine Führerin des Museums zu den einzelnen Modellen gab. Zehn Stylisten - darunter neun Frauen und ein Mann - aus Istanbul stellten im selbst entwickelten Umfeld ihre Modelle vor. Besonderes Interesse fanden die ausführlichen Portraits der Stylisten.
Die schlichten weißen Puppen, auf denen die Kleider ausgestellt waren, wiesen teilweise eine Besonderheit auf: Manche von ihnen hatten keinen Kopf. Dies, so erklärte die Museumsführerin, kam daher, dass manche der Kleider derart kleine Größen hatten, dass sie nicht auf "normale" Puppen paßten. Glücklicherweise hatte das Museum jedoch noch einen Torso-Gipsabdruck von Ingrid Steeger, einer zierlichen Schauspielerin und Komödiantin, die mit der Komik-Schau "Klimbim" unvergessen ist. Auf diese Figur paßten selbst die zierlichsten Modelle.

Eine besondere Absperrung umschloß dieses beigefarbene wolkenähnliche Ballkleid. Die Führerin erklärte, dass es bei der Langen Nacht der Museen große Probleme gegeben habe, weil fast alle Besucher der Versuchung nicht widerstehen konnten, das Kleid einmal kurz zu berühren. So wurde es besonders gesichert. Doch alle mußten zugegeben, dass sie auch gerne einmal ganz kurz den zarten, schwebenden Stoff berührt hätten.

Auf den intensiven Bezug der Mode-Entwürfe zur Stadt Istanbul und zum Orient wies die Führerin hin. Sie zeigte an einzelnen Stoffen Ornamente und Motive, die den prunkvollen Gewändern aus Tausend-und-eine-Nacht nachempfunden waren. An die filigranen Verzierungen in den Moscheen der Stadt erinnern die fast durchsichtigen Reifröcke. Überall wurde deutlich, wie anspruchsvoll die Schneiderarbeiten an den Modellen waren. Dabei konnten die fachlichen Diskussionen zwischen Gewandmeisterin und Museumsführerin den Jugendlichen manchen Einblick geben...

Besondere Begeisterung löste ein schlichtes rotes Sommerkleid aus. "Etwas in der Art können wir auch schaffen und für unsere weitere Arbeit einplanen" wurden die Schülerinnen angespornt. Sehr aufmerksam von allen Seiten wurde das rote Modell inspiziert.

Auf die Frage, was sie am meisten beeindruckt habe, gaben die Schülerinnen eine sehr interessante Antwort: Es gab während des Besuchs die Möglichkeit, sich die Modelle, die auf den Figuren ausgestellt waren, im Katalog an "lebenden" Models anzuschauen. Wie anders die Wirkung der Kleider war, wenn sie von jungen Frauen getragen wurden, hat die Jugendlichen am meisten fasziniert. Waren die Modelle auf dem Puppen im Museum eher Kunstwerke, so wirkten sie an den Modells wie lebendige Gewänder.

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